Lektion 95


Der Kaiser T. hatte drei Töchter mit schöner Gestalt. Er hat diese gefragt, wie groß die Liebe zum Vater wäre. Die älteste Tochte antwortete, dass sie gewiss den Vater mehr liebte als sich selbst, die andere, dass sie ihn so viel liebe wie sich selbst. Die Dritte aber sagte: "Nichts geschieht ohne Gurnd. Deshalb liebe ich dich wie du bist, und nicht mehr und nicht weniger."
Deswegen geschah es, dass jene Dritte von nicht so viel Mitgift und nicht so großer Hilfe vom Vater versehen worden ist, wie die Schwestern; auch einen aremen Mann hat sie geheiratet. Ein wenig später geschah es, dass der Kaiser gegen den König der Ägypter einen Krieg führte. Nachdem T. von diesen unterworfen und aus dem Reich vertrieben worden war, schickte er an die Töchter einen Brief, dass sie ihn unterstützen.
Aber die älteste Tochter befürchtete, dass dies nicht ohne großen Aufwand geschehen könnte. "Es ist nicht unsere Aufgabe, dem Vater zu Hilfe zu kommen. Es ist genug vier Soldaten zu schicken." Auch die mittlere Tochter riet ihrem Ehemann, dem Vater nichts weiter zu geben außer Lebensunterhalt und Kleidung, solange er noch am Leben sei. Nachdem der Kaiser dies gehört hatte, wurde er mit höchstem Schmerz versehen. "Was also", sagte er, "soll ich nun machen? Was wird mit mir geschehen, dem die Töchter nicht helfen? Die Kröfte werden mir ausgehen, wenn meine dritte Tochter nicht zu Hilfe kommt" Als diese erfahren hatte, von welch großer Not ihr Vater bderängt wurde, setzte sie durch, dass ihr Ehemann, obwohl er kein Geld hatte, ein Heer aushob, den Feind umzingelte und den Vater heil zurück führte. Auf diese Tat hat der Kaiser gesagt: "Die Stunde soll gelobt werden, in der diese TOchter mir geboren worden ist! Diese allein ist mir übriggeblieben! Obwohl ich sie weniger geliebt habe als die übrigen Töchter, hat jene für mich gesorgt, als mich die Anderen im Stich ließen. Deshalb geschieht es, dass diese nach meinem Tod das gesammte Reich zugeteilt wird."

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